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Hesekiel 18

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Introduction

In diesem Kapitel wird das allgemeine Prinzip der persönlichen Verantwortung vorgestellt, eines der großen Prinzipien der Heiligen Schrift. Das Prinzip der persönlichen Verantwortung ist die Grundlage für Gottes Handeln. Vor Ihm trägt jeder Mensch seine eigene persönliche Verantwortung und auf dieser Grundlage beurteilt Er jeden Menschen individuell.

Introduction

In diesem Kapitel wird das allgemeine Prinzip der persönlichen Verantwortung vorgestellt, eines der großen Prinzipien der Heiligen Schrift. Das Prinzip der persönlichen Verantwortung ist die Grundlage für Gottes Handeln. Vor Ihm trägt jeder Mensch seine eigene persönliche Verantwortung und auf dieser Grundlage beurteilt Er jeden Menschen individuell.

Verse 1-20

Verantwortlichkeit jeder Generation


Das Wort des HERRN ergeht an Hesekiel (Hes 18,1). In diesem Wort weist Er sein Volk auf ein Sprichwort hin, das zu Hesekiels Zeiten im Umlauf ist (Hes 18,2; Jer 31,29; 30; vgl. Klgl 5,7). Es geht um etwas, das die Väter tun und die Kinder tragen die Folgen davon. Die Väter essen unreife Früchte und die Kinder merken es an ihren eigenen Zähnen. Unreife, saure Trauben geben den Zähnen ein steifes Gefühl. Die Kinder selbst essen die Trauben nicht und doch fühlen sich ihre Zähne an, als hätten sie sie gegessen.

Die Bedeutung dieses Sprichworts ist, dass sie es nicht für gerecht halten, dass sie wegen dem, was ihre Vorfahren getan haben, leiden. Mit diesem Sprichwort schieben sie die Schuld des kommenden Gerichts von sich weg. Nicht sie sind die Schuldigen, argumentieren sie, sondern frühere Generationen. Sie argumentieren, dass sich die Sünden der Väter an ihnen rächen werden. Damit beschuldigen sie in Wirklichkeit den HERRN der Ungerechtigkeit.

In unserer Zeit ist die gleiche Ansicht zu hören. Wenn jemand ein Verbrechen begangen hat, wird die Ursache in seiner Erziehung oder in seinen Genen oder in seiner Umgebung gesucht. Diese Einstellung entspringt dem Automatismus, der im Menschen steckt, die Schuld für sein Handeln auf andere abzuwälzen. Dieses Ablenkungsverhalten ist so alt wie der Mensch. Wir sehen dieses Verhalten bei Adam, der Eva die Schuld gibt, und bei Eva, die der Schlange die Schuld gibt. Aber Gott verurteilt jeden der drei Beteiligten für seine eigenen Sünden.

Niemand wird gezwungen, das schlechte Verhalten der Eltern oder anderer zu imitieren. Der Mensch hat die Wahl, dies zu tun oder nicht. Außerdem ist es für jeden Menschen möglich, von der Last seiner Vergangenheit befreit zu werden, wenn er Gott seine Sünden bekennt. Dann folgt die Vergebung durch Gott.

Der HERR nimmt dem Volk Israel diese Haltung sehr übel und beschwört sie – „[so wahr] ich lebe“ – dieses Sprichwort nicht mehr zu gebrauchen (Hes 18,3). Mit Nachdruck weist Er die Vorstellung zurück, dass man sich der persönlichen Verantwortung entziehen kann. Er zeigt in diesem Abschnitt, dass Er gerecht ist, wenn Er straft, denn Er straft jeden nach seinen eigenen Taten. Das Ergebnis wird sein, dass die Menschen, wenn sie von ihrer eigenen Schuld überzeugt sind, diese sinnlose, ungerechtfertigte Selbstrechtfertigung aufgeben werden.

Der HERR beginnt damit, dass Er darauf hinweist, dass jedes Menschenleben Ihm gehört (Hes 18,4; Hiob 12,10). Deshalb ist jeder Mensch Ihm gegenüber persönlich verantwortlich. Das Leben des Vaters gehört dem HERRN und das Leben des Sohnes gehört Ihm. Obwohl Vater und Sohn als Familie miteinander verbunden sind, ist jeder persönlich vor Gott verantwortlich. Ob der Vater sündigt oder der Sohn: Derjenige, der sündigt, wird sterben, „denn der Lohn der Sünde ist [der] Tod“ (Röm 6,23a). Es gibt keine Ablehnung der persönlichen Verantwortung oder Weitergabe oder Vererbung von Schuld.

Man kann nun die Frage stellen, ob das Vorstehende nicht im Widerspruch zu dem steht, was das Gesetz sagt, dass der HERR die Sünde der Väter „heimsucht an den Kindern, an der dritten und an der vierten Generation derer, die mich hassen“ (2Mo 20,5b). Es widerspricht sich eindeutig nicht. Der Zusammenhang in Exodus weist darauf hin, dass der Götzendienst durch die Generationen hindurch weitergeht. Kinder setzen oft die Sünden ihrer Eltern fort. Es ist ein ernstes Wort für Eltern. Es ist kein Wort für Kinder, um die Verantwortung für ihre Handlungen auf ihre Eltern oder die Umwelt abzuwälzen. Kinder werden wegen ihrer eigenen Sünden bestraft. Mose schrieb auch, dass niemand für die Sünden eines anderen getötet wird, sondern dass die Seele, die sündigt, sterben muss (5Mo 24,16).

Der Unglaube der Eltern hat sicherlich eine verheerende Auswirkung auf die Erziehung der Kinder, dennoch bleibt jeder persönlich vor Gott verantwortlich. Jede Generation muss für sich selbst entscheiden, welchen Weg sie gehen will: den Weg der Treue und Ehrfurcht vor dem Herrn oder den Weg des Eigenwillens und der Rebellion gegen den Herrn. Gott wird einen jeden entsprechend seiner Verantwortung zur Rechenschaft ziehen.

Der HERR gibt Hesekiel mehrere Beispiele. Er tut dies auf der Grundlage von drei aufeinanderfolgenden Generationen. Wir finden sie in Hiskia, Manasse und Josia:
1. der (Groß-)Vater, der Gerechtigkeit tut (Hiskia), wird leben (Hes 18,5-9).
2. Der gewalttätige Sohn des Gerechten (Manasse) wird sterben (Hes 18,10-13).
3. Der gerechte (Enkel-)Sohn (Josia), Sohn des gewalttätigen Vaters, wird leben, während sein gewalttätiger Vater sterben wird (Hes 18,14-18).

Der Gerechte ist derjenige, der „Recht und Gerechtigkeit übt“ (Hes 18,5). Worin das Recht und die Gerechtigkeit des Gerechten besteht, wird weitläufig ausbuchstabiert (Hes 18,6-9). Der Gerechte ist jemand, der die Gebote des HERRN zum Maßstab für sein Leben macht und gehorsam danach handelt. Der HERR zählt auf, was einen solchen Menschen auszeichnet: Er

– „isst nicht auf den Bergen“ (Hes 18,6) – das bezieht sich auf die Götzendienste auf den Bergen (Hes 6,2; 13; Hes 16,16; Hes 20,28; Jer 2,20; Hos 4,13);
– „erhebt seine Augen nicht zu den Götzen des Hauses Israel“ – er hält sich nach dem Gesetz fern von den abscheulichen Götzen, denen Israel dient (2Mo 20,3);
– „verunreinigt die Frau seines Nächsten nicht“ – er hält das siebte Gebot und begeht keinen Ehebruch (2Mo 20,14; 5Mo 22,22);
– „naht der Frau in ihrer Unreinheit [Menstruation] nicht“ – er hält die Vorschriften bezüglich der Sexualität (3Mo 15,24; 3Mo 18,19; 3Mo 20,18);
– „bedrückt niemand“ (Hes 18,7) – er missbraucht nicht die schwache soziale Stellung anderer, um sich auf ihre Kosten zu bereichern (2Mo 22,21; 22; 5Mo 24,17);
– „gibt sein Schuldpfand zurück“, – er erkennt das Recht seines Nächsten an, trotz der Schuld, die man ihm schuldet (2Mo 22,25; 26; 5Mo 24,12; 13; Hiob 22,6; Hiob 24,3; Amos 2,8);
– „begeht keinen Raub“ – er ist kein Dieb oder Räuber, der seinen Nächsten beraubt, um seinen Besitz zu mehren (2Mo 20,15; 3Mo 19,13);
– „gibt dem Hungrigen sein Brot“ – statt andere zu berauben, gibt er Brot, wo Hunger ist (5Mo 15,7-11; Jes 58,7; Jak 2,15; 16);
– „bedeckt den Nackten mit Kleidung“, – statt jemanden zu entkleiden, versorgt er ihn mit dem, was er braucht, um warm zu sein (Jes 58,7; Jak 2,15; 16);
– „gibt nicht auf Zins“ (Hes 18,8) – der Israelit darf nur Fremden auf Zinsen geben, nicht Mitbürgern (2Mo 22,25; 3Mo 25,36; 37; 5Mo 23,19; 20; Spr 28,8);
– „nimmt keinen Wucher“ – (3Mo 25,37; Spr 28,8);
– „hält seine Hand von Unrecht zurück“ – hier können wir an den Gebrauch falscher Gewichte und Maße im Handel denken (3Mo 19,35; 36);
– „richtet der Wahrheit gemäß zwischen Mann und Mann“ – der Gerechte nimmt beim Richten eines Streits keine Rücksicht auf die Person, sondern richtet gerecht (3Mo 19,15; Spr 16,10);
– „wandelt in meinen Satzungen“ (Hes 18,9) – ein solcher Mensch geht nicht seinen eigenen Weg, sondern geht seinen Weg im Gehorsam gegenüber dem HERRN, liebt seine Satzungen, betrachtet sie, freut sich an ihnen und will sie lernen (3Mo 18,4; Ps 119,16);
– „hält meine Rechte, um nach Wahrheit zu handeln“ – hier geht es nicht nur um einen äußerlichen Gehorsam, sondern um ein Handeln in der rechten Gesinnung des Herzens (Hes 18,31).

Der Mensch, der „gerecht“ genannt wird, ist derjenige, der sich dadurch auszeichnet, dass er Recht und Gerechtigkeit tut und darin Liebe zum HERRN zeigt. Derjenige „soll gewiss leben, spricht der Herr, HERR“. Ein solcher Mensch hat das Leben verdient und wird es auch erhalten. Er wird nicht durch die Gerichte umkommen, ganz gleich, was seine Vorfahren getan haben.

Die Hes 18,10-13 stellen den Fall dar, dass der Gerechte der vorherigen Verse einen Sohn hat, der nicht so gerecht ist wie sein Vater (Hes 18,10). Wir sehen dies bei Hiskia, der gerecht ist, und seinem Sohn Manasse, der nicht gerecht ist. Dieser Sohn ist ein Gewalttätiger, einer, der Blut vergießt, einer, der das Leben eines anderen verachtet. Er tut Dinge, die sein Vater nicht tut, und wenn er nur eines dieser Dinge tut, hat er schon den Tod verdient.

Der HERR erinnert daran, dass der Vater alle oben aufgeführten Dinge nicht tut (Hes 18,11). Auch der Sohn belässt es nicht bei einer Ungerechtigkeit, seinen Gewalttaten. Vielmehr häuft er Sünde auf Sünde. Mit dem Wort „sogar“ verstärkt der HERR seinen Abscheu vor dem Bösen des Sohnes, der in solchem Gegensatz zu seinem Vater handelt. Er ist das Gegenteil seines Vaters, denn er ist einer, der

– „sogar auf den Bergen isst und“
– „die Frau seines Nächsten verunreinigt,“
– „den Elenden und den Armen bedrückt,“ (Hes 18,12)
– „Raub begeht,“
– „das Pfand nicht zurückgibt und"
– „seine Augen zu den Götzen erhebt,“
– „Gräuel verübt,“
– „auf Zins gibt und Wucher nimmt“ (Hes 18,13).

Nach dieser Aufzählung von Gräueltaten stellt der HERR dem Volk die Frage: „Sollte er leben?“ Er wartet nicht auf die Antwort, sondern gibt sie selbst: „Er soll nicht leben! Alle diese Gräuel hat er verübt: Er soll gewiss getötet werden, sein Blut soll auf ihm sein.“ Die Gerechtigkeit seines Vaters kann ihn nicht retten. Er allein trägt die Verantwortung für sein Leben in der Sünde. Es ist klar: Die Kinder erhalten nicht die Rechnung für die Verbrechen ihrer Eltern und sie erhalten nicht die Belohnung für die Gerechtigkeit ihrer Eltern.

Es ist möglich, dass es solche gibt, die die Sünden ihres Vaters sehen und ihnen nicht folgen (Hes 18,14). Wir sehen das bei dem gottlosen Amon und seinem gottesfürchtigen Sohn Josia. Ein gottesfürchtiger Sohn handelt nicht nach dem gottlosen Beispiel, das er gesehen hat. Und wieder zählt der HERR die Gräueltaten auf, aber jetzt in Verbindung mit einem, der die Gräueltaten nicht tut, sondern das tut, was der HERR gesagt hat:

– „Er isst nicht auf den Bergen (Hes 18,15),
– und erhebt seine Augen nicht zu den Götzen des Hauses Israel,
– er verunreinigt nicht die Frau seines Nächsten,
– und er bedrückt niemand, (Hes 18,16)
– nimmt kein Pfand
– und begeht keinen Raub,
– er gibt dem Hungrigen sein Brot
– und bedeckt den Nackten mit Kleidung,
– er hält seine Hand vom Elenden zurück, (Hes 18,17)
– nimmt weder Zins noch Wucher,
– er tut meine Rechte,
– wandelt in meinen Satzungen.“

Dieser Sohn erweist sich als ein Gerechter und deshalb wird er „nicht wegen der Ungerechtigkeit seines Vaters sterben“, sondern „er soll gewiss leben“. Der Vater aber soll wegen seiner Ungerechtigkeit sterben (Hes 18,18). Und wieder zählt der HERR auf, worin seine Schuld besteht. Die Anklageschrift wird erneut verlesen. Es muss tief zu dem Volk durchdringen, dass die schlechten Taten, die die Person getan hat, die direkte Ursache für seinen Tod sind. „Der Vater“ stirbt, „weil er
– Erpressung verübt hat,
– Raub am Bruder begangen hat
– und das, was nicht gut war, inmitten seines Volkes getan hat“.

Es hat sich ausführlich und überwältigend gezeigt, dass jeder Mensch persönlich für seine Handlungen verantwortlich ist. Der HERR schaut nur auf die betreffende Person und ihre Handlungen.

Dennoch scheint es noch eine Frage zu geben, die sie Gott stellen: „Warum trägt der Sohn die Ungerechtigkeit des Vaters nicht mit?“ (Hes 18,19a). Diese Frage ist nicht aufrichtig, sondern ein letzter Versuch, sich aus der eigenen Verantwortung zu stehlen. Die Frage scheint durch die Aussage des Gesetzes ausgelöst zu werden, dass die Kinder die Schuld der Väter tragen (2Mo 20,5b; siehe Kommentar zu Hes 18,4).

Indem sie diese Frage stellen, beschuldigen sie Gott der Ungerechtigkeit. Gott hat deutlich gezeigt, dass sie die Verantwortung für ihr Handeln nicht auf ihre Väter abwälzen können. Doch sie wollen nicht erkennen, dass sie selbst für ihr Verhalten verantwortlich sind. Wenn sie dann ihre Väter nicht beschuldigen können, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als Gott zu beschuldigen.

Gottes Antwort ist der Höhepunkt dieser ganzen Abhandlung über die persönliche Verantwortung des Menschen. Die Schlussfolgerung ist glasklar: „Der Sohn hat ja Recht und Gerechtigkeit geübt, hat alle meine Satzungen gehalten und sie getan: Er soll gewiss leben. Die Seele, die sündigt, die soll sterben. Ein Sohn soll nicht die Ungerechtigkeit des Vaters mittragen und ein Vater nicht die Ungerechtigkeit des Sohnes mittragen; die Gerechtigkeit des Gerechten soll auf ihm sein, und die Gottlosigkeit des Gottlosen soll auf ihm sein“ (Hes 18,19b; 20). Schlechte, gottlose Menschen tragen ihre eigene Verantwortlichkeit. Sie werden die Folgen ihrer Gottlosigkeit tragen. Das Gleiche gilt für das Gegenteil, das Tun der Gerechtigkeit. Wer das tut, trägt auch seine eigene Verantwortlichkeit.

Verse 1-20

Verantwortlichkeit jeder Generation


Das Wort des HERRN ergeht an Hesekiel (Hes 18,1). In diesem Wort weist Er sein Volk auf ein Sprichwort hin, das zu Hesekiels Zeiten im Umlauf ist (Hes 18,2; Jer 31,29; 30; vgl. Klgl 5,7). Es geht um etwas, das die Väter tun und die Kinder tragen die Folgen davon. Die Väter essen unreife Früchte und die Kinder merken es an ihren eigenen Zähnen. Unreife, saure Trauben geben den Zähnen ein steifes Gefühl. Die Kinder selbst essen die Trauben nicht und doch fühlen sich ihre Zähne an, als hätten sie sie gegessen.

Die Bedeutung dieses Sprichworts ist, dass sie es nicht für gerecht halten, dass sie wegen dem, was ihre Vorfahren getan haben, leiden. Mit diesem Sprichwort schieben sie die Schuld des kommenden Gerichts von sich weg. Nicht sie sind die Schuldigen, argumentieren sie, sondern frühere Generationen. Sie argumentieren, dass sich die Sünden der Väter an ihnen rächen werden. Damit beschuldigen sie in Wirklichkeit den HERRN der Ungerechtigkeit.

In unserer Zeit ist die gleiche Ansicht zu hören. Wenn jemand ein Verbrechen begangen hat, wird die Ursache in seiner Erziehung oder in seinen Genen oder in seiner Umgebung gesucht. Diese Einstellung entspringt dem Automatismus, der im Menschen steckt, die Schuld für sein Handeln auf andere abzuwälzen. Dieses Ablenkungsverhalten ist so alt wie der Mensch. Wir sehen dieses Verhalten bei Adam, der Eva die Schuld gibt, und bei Eva, die der Schlange die Schuld gibt. Aber Gott verurteilt jeden der drei Beteiligten für seine eigenen Sünden.

Niemand wird gezwungen, das schlechte Verhalten der Eltern oder anderer zu imitieren. Der Mensch hat die Wahl, dies zu tun oder nicht. Außerdem ist es für jeden Menschen möglich, von der Last seiner Vergangenheit befreit zu werden, wenn er Gott seine Sünden bekennt. Dann folgt die Vergebung durch Gott.

Der HERR nimmt dem Volk Israel diese Haltung sehr übel und beschwört sie – „[so wahr] ich lebe“ – dieses Sprichwort nicht mehr zu gebrauchen (Hes 18,3). Mit Nachdruck weist Er die Vorstellung zurück, dass man sich der persönlichen Verantwortung entziehen kann. Er zeigt in diesem Abschnitt, dass Er gerecht ist, wenn Er straft, denn Er straft jeden nach seinen eigenen Taten. Das Ergebnis wird sein, dass die Menschen, wenn sie von ihrer eigenen Schuld überzeugt sind, diese sinnlose, ungerechtfertigte Selbstrechtfertigung aufgeben werden.

Der HERR beginnt damit, dass Er darauf hinweist, dass jedes Menschenleben Ihm gehört (Hes 18,4; Hiob 12,10). Deshalb ist jeder Mensch Ihm gegenüber persönlich verantwortlich. Das Leben des Vaters gehört dem HERRN und das Leben des Sohnes gehört Ihm. Obwohl Vater und Sohn als Familie miteinander verbunden sind, ist jeder persönlich vor Gott verantwortlich. Ob der Vater sündigt oder der Sohn: Derjenige, der sündigt, wird sterben, „denn der Lohn der Sünde ist [der] Tod“ (Röm 6,23a). Es gibt keine Ablehnung der persönlichen Verantwortung oder Weitergabe oder Vererbung von Schuld.

Man kann nun die Frage stellen, ob das Vorstehende nicht im Widerspruch zu dem steht, was das Gesetz sagt, dass der HERR die Sünde der Väter „heimsucht an den Kindern, an der dritten und an der vierten Generation derer, die mich hassen“ (2Mo 20,5b). Es widerspricht sich eindeutig nicht. Der Zusammenhang in Exodus weist darauf hin, dass der Götzendienst durch die Generationen hindurch weitergeht. Kinder setzen oft die Sünden ihrer Eltern fort. Es ist ein ernstes Wort für Eltern. Es ist kein Wort für Kinder, um die Verantwortung für ihre Handlungen auf ihre Eltern oder die Umwelt abzuwälzen. Kinder werden wegen ihrer eigenen Sünden bestraft. Mose schrieb auch, dass niemand für die Sünden eines anderen getötet wird, sondern dass die Seele, die sündigt, sterben muss (5Mo 24,16).

Der Unglaube der Eltern hat sicherlich eine verheerende Auswirkung auf die Erziehung der Kinder, dennoch bleibt jeder persönlich vor Gott verantwortlich. Jede Generation muss für sich selbst entscheiden, welchen Weg sie gehen will: den Weg der Treue und Ehrfurcht vor dem Herrn oder den Weg des Eigenwillens und der Rebellion gegen den Herrn. Gott wird einen jeden entsprechend seiner Verantwortung zur Rechenschaft ziehen.

Der HERR gibt Hesekiel mehrere Beispiele. Er tut dies auf der Grundlage von drei aufeinanderfolgenden Generationen. Wir finden sie in Hiskia, Manasse und Josia:
1. der (Groß-)Vater, der Gerechtigkeit tut (Hiskia), wird leben (Hes 18,5-9).
2. Der gewalttätige Sohn des Gerechten (Manasse) wird sterben (Hes 18,10-13).
3. Der gerechte (Enkel-)Sohn (Josia), Sohn des gewalttätigen Vaters, wird leben, während sein gewalttätiger Vater sterben wird (Hes 18,14-18).

Der Gerechte ist derjenige, der „Recht und Gerechtigkeit übt“ (Hes 18,5). Worin das Recht und die Gerechtigkeit des Gerechten besteht, wird weitläufig ausbuchstabiert (Hes 18,6-9). Der Gerechte ist jemand, der die Gebote des HERRN zum Maßstab für sein Leben macht und gehorsam danach handelt. Der HERR zählt auf, was einen solchen Menschen auszeichnet: Er

– „isst nicht auf den Bergen“ (Hes 18,6) – das bezieht sich auf die Götzendienste auf den Bergen (Hes 6,2; 13; Hes 16,16; Hes 20,28; Jer 2,20; Hos 4,13);
– „erhebt seine Augen nicht zu den Götzen des Hauses Israel“ – er hält sich nach dem Gesetz fern von den abscheulichen Götzen, denen Israel dient (2Mo 20,3);
– „verunreinigt die Frau seines Nächsten nicht“ – er hält das siebte Gebot und begeht keinen Ehebruch (2Mo 20,14; 5Mo 22,22);
– „naht der Frau in ihrer Unreinheit [Menstruation] nicht“ – er hält die Vorschriften bezüglich der Sexualität (3Mo 15,24; 3Mo 18,19; 3Mo 20,18);
– „bedrückt niemand“ (Hes 18,7) – er missbraucht nicht die schwache soziale Stellung anderer, um sich auf ihre Kosten zu bereichern (2Mo 22,21; 22; 5Mo 24,17);
– „gibt sein Schuldpfand zurück“, – er erkennt das Recht seines Nächsten an, trotz der Schuld, die man ihm schuldet (2Mo 22,25; 26; 5Mo 24,12; 13; Hiob 22,6; Hiob 24,3; Amos 2,8);
– „begeht keinen Raub“ – er ist kein Dieb oder Räuber, der seinen Nächsten beraubt, um seinen Besitz zu mehren (2Mo 20,15; 3Mo 19,13);
– „gibt dem Hungrigen sein Brot“ – statt andere zu berauben, gibt er Brot, wo Hunger ist (5Mo 15,7-11; Jes 58,7; Jak 2,15; 16);
– „bedeckt den Nackten mit Kleidung“, – statt jemanden zu entkleiden, versorgt er ihn mit dem, was er braucht, um warm zu sein (Jes 58,7; Jak 2,15; 16);
– „gibt nicht auf Zins“ (Hes 18,8) – der Israelit darf nur Fremden auf Zinsen geben, nicht Mitbürgern (2Mo 22,25; 3Mo 25,36; 37; 5Mo 23,19; 20; Spr 28,8);
– „nimmt keinen Wucher“ – (3Mo 25,37; Spr 28,8);
– „hält seine Hand von Unrecht zurück“ – hier können wir an den Gebrauch falscher Gewichte und Maße im Handel denken (3Mo 19,35; 36);
– „richtet der Wahrheit gemäß zwischen Mann und Mann“ – der Gerechte nimmt beim Richten eines Streits keine Rücksicht auf die Person, sondern richtet gerecht (3Mo 19,15; Spr 16,10);
– „wandelt in meinen Satzungen“ (Hes 18,9) – ein solcher Mensch geht nicht seinen eigenen Weg, sondern geht seinen Weg im Gehorsam gegenüber dem HERRN, liebt seine Satzungen, betrachtet sie, freut sich an ihnen und will sie lernen (3Mo 18,4; Ps 119,16);
– „hält meine Rechte, um nach Wahrheit zu handeln“ – hier geht es nicht nur um einen äußerlichen Gehorsam, sondern um ein Handeln in der rechten Gesinnung des Herzens (Hes 18,31).

Der Mensch, der „gerecht“ genannt wird, ist derjenige, der sich dadurch auszeichnet, dass er Recht und Gerechtigkeit tut und darin Liebe zum HERRN zeigt. Derjenige „soll gewiss leben, spricht der Herr, HERR“. Ein solcher Mensch hat das Leben verdient und wird es auch erhalten. Er wird nicht durch die Gerichte umkommen, ganz gleich, was seine Vorfahren getan haben.

Die Hes 18,10-13 stellen den Fall dar, dass der Gerechte der vorherigen Verse einen Sohn hat, der nicht so gerecht ist wie sein Vater (Hes 18,10). Wir sehen dies bei Hiskia, der gerecht ist, und seinem Sohn Manasse, der nicht gerecht ist. Dieser Sohn ist ein Gewalttätiger, einer, der Blut vergießt, einer, der das Leben eines anderen verachtet. Er tut Dinge, die sein Vater nicht tut, und wenn er nur eines dieser Dinge tut, hat er schon den Tod verdient.

Der HERR erinnert daran, dass der Vater alle oben aufgeführten Dinge nicht tut (Hes 18,11). Auch der Sohn belässt es nicht bei einer Ungerechtigkeit, seinen Gewalttaten. Vielmehr häuft er Sünde auf Sünde. Mit dem Wort „sogar“ verstärkt der HERR seinen Abscheu vor dem Bösen des Sohnes, der in solchem Gegensatz zu seinem Vater handelt. Er ist das Gegenteil seines Vaters, denn er ist einer, der

– „sogar auf den Bergen isst und“
– „die Frau seines Nächsten verunreinigt,“
– „den Elenden und den Armen bedrückt,“ (Hes 18,12)
– „Raub begeht,“
– „das Pfand nicht zurückgibt und"
– „seine Augen zu den Götzen erhebt,“
– „Gräuel verübt,“
– „auf Zins gibt und Wucher nimmt“ (Hes 18,13).

Nach dieser Aufzählung von Gräueltaten stellt der HERR dem Volk die Frage: „Sollte er leben?“ Er wartet nicht auf die Antwort, sondern gibt sie selbst: „Er soll nicht leben! Alle diese Gräuel hat er verübt: Er soll gewiss getötet werden, sein Blut soll auf ihm sein.“ Die Gerechtigkeit seines Vaters kann ihn nicht retten. Er allein trägt die Verantwortung für sein Leben in der Sünde. Es ist klar: Die Kinder erhalten nicht die Rechnung für die Verbrechen ihrer Eltern und sie erhalten nicht die Belohnung für die Gerechtigkeit ihrer Eltern.

Es ist möglich, dass es solche gibt, die die Sünden ihres Vaters sehen und ihnen nicht folgen (Hes 18,14). Wir sehen das bei dem gottlosen Amon und seinem gottesfürchtigen Sohn Josia. Ein gottesfürchtiger Sohn handelt nicht nach dem gottlosen Beispiel, das er gesehen hat. Und wieder zählt der HERR die Gräueltaten auf, aber jetzt in Verbindung mit einem, der die Gräueltaten nicht tut, sondern das tut, was der HERR gesagt hat:

– „Er isst nicht auf den Bergen (Hes 18,15),
– und erhebt seine Augen nicht zu den Götzen des Hauses Israel,
– er verunreinigt nicht die Frau seines Nächsten,
– und er bedrückt niemand, (Hes 18,16)
– nimmt kein Pfand
– und begeht keinen Raub,
– er gibt dem Hungrigen sein Brot
– und bedeckt den Nackten mit Kleidung,
– er hält seine Hand vom Elenden zurück, (Hes 18,17)
– nimmt weder Zins noch Wucher,
– er tut meine Rechte,
– wandelt in meinen Satzungen.“

Dieser Sohn erweist sich als ein Gerechter und deshalb wird er „nicht wegen der Ungerechtigkeit seines Vaters sterben“, sondern „er soll gewiss leben“. Der Vater aber soll wegen seiner Ungerechtigkeit sterben (Hes 18,18). Und wieder zählt der HERR auf, worin seine Schuld besteht. Die Anklageschrift wird erneut verlesen. Es muss tief zu dem Volk durchdringen, dass die schlechten Taten, die die Person getan hat, die direkte Ursache für seinen Tod sind. „Der Vater“ stirbt, „weil er
– Erpressung verübt hat,
– Raub am Bruder begangen hat
– und das, was nicht gut war, inmitten seines Volkes getan hat“.

Es hat sich ausführlich und überwältigend gezeigt, dass jeder Mensch persönlich für seine Handlungen verantwortlich ist. Der HERR schaut nur auf die betreffende Person und ihre Handlungen.

Dennoch scheint es noch eine Frage zu geben, die sie Gott stellen: „Warum trägt der Sohn die Ungerechtigkeit des Vaters nicht mit?“ (Hes 18,19a). Diese Frage ist nicht aufrichtig, sondern ein letzter Versuch, sich aus der eigenen Verantwortung zu stehlen. Die Frage scheint durch die Aussage des Gesetzes ausgelöst zu werden, dass die Kinder die Schuld der Väter tragen (2Mo 20,5b; siehe Kommentar zu Hes 18,4).

Indem sie diese Frage stellen, beschuldigen sie Gott der Ungerechtigkeit. Gott hat deutlich gezeigt, dass sie die Verantwortung für ihr Handeln nicht auf ihre Väter abwälzen können. Doch sie wollen nicht erkennen, dass sie selbst für ihr Verhalten verantwortlich sind. Wenn sie dann ihre Väter nicht beschuldigen können, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als Gott zu beschuldigen.

Gottes Antwort ist der Höhepunkt dieser ganzen Abhandlung über die persönliche Verantwortung des Menschen. Die Schlussfolgerung ist glasklar: „Der Sohn hat ja Recht und Gerechtigkeit geübt, hat alle meine Satzungen gehalten und sie getan: Er soll gewiss leben. Die Seele, die sündigt, die soll sterben. Ein Sohn soll nicht die Ungerechtigkeit des Vaters mittragen und ein Vater nicht die Ungerechtigkeit des Sohnes mittragen; die Gerechtigkeit des Gerechten soll auf ihm sein, und die Gottlosigkeit des Gottlosen soll auf ihm sein“ (Hes 18,19b; 20). Schlechte, gottlose Menschen tragen ihre eigene Verantwortlichkeit. Sie werden die Folgen ihrer Gottlosigkeit tragen. Das Gleiche gilt für das Gegenteil, das Tun der Gerechtigkeit. Wer das tut, trägt auch seine eigene Verantwortlichkeit.

Verse 21-32

Verantwortlichkeit und Umkehr


Gott bietet dem Menschen immer die Möglichkeit zur Umkehr (Hes 18,21), ja, Er befiehlt es sogar (Apg 17,30). Ein ungerechter Mensch kann jederzeit ein gerechter Mensch werden. Wahre Reue zeigt sich darin, dass man Gottes Willen tut. Wer umkehrt und seinen Willen tut, „so soll er gewiss leben, er soll nicht sterben“. So groß ist die Gnade Gottes gegenüber einem reuigen Sünder. Seine Gnade ist so groß, dass Er nicht einmal mehr alle begangenen Übertretungen des bekehrten Sünders gedenkt (Hes 18,22).

Die Vergebung Gottes ist vollständig. Der bekehrte Gottlose soll leben „wegen seiner Gerechtigkeit, die er geübt hat“. Leben aufgrund seiner Gerechtigkeit bedeutet nicht, dass er das Leben durch sein gerechtes Leben verdient. Der Startpunkt ist seine Bekehrung. Das ist seine erste gerechte Tat. Als nächstes bringt das neue Leben, das Gott gibt, gerechte Taten hervor.

Die Gelegenheit, die Gott den Gottlosen zur Umkehr gibt, hat mit der gütigen Gesinnung Gottes zu tun. Er hat wahrlich kein Gefallen am Tod des Gottlosen (Hes 18,23). Er liebt es nicht, Menschen zu richten (vgl. 2Pet 3,9b). Wenn ein gottloser Mensch von seinen gottlosen Wegen umkehrt und lebt, ist das eine Freude für sein Herz. Erst dieses Leben in Gemeinschaft mit Ihm ist wahres Leben. Das Leben ist nur dann Leben, wenn es aus und mit Ihm gelebt wird.

Auch das Gegenteil kann der Fall sein. Es kann passieren, dass ein gerechter Mensch sich vom Tun der Gerechtigkeit abwendet und anfängt, böse zu handeln (Hes 18,24). Gott wird eine solche Person nicht am Leben lassen. Dieser Gerechte mag noch so viele gerechte Taten getan haben, aber sie werden ihm nicht helfen, das Gericht für auch nur eine Untat zu vermeiden. Das Gericht wird über ihn kommen und alle seine gerechten Taten werden nichtig sein, Gott denkt nicht mehr daran. Das Gericht wird über ihn kommen, weil er dem HERRN untreu geworden ist und wegen der Sünde, die er begangen hat.

Das Volk wagt es, den Herrn (Adonai) der Ungerechtigkeit zu beschuldigen, dass Er nicht richtig handelt. Sie beschuldigen Ihn, verschlungene Wege zu gehen, wankelmütig in seiner Politik zu sein (Hes 18,25). Sie meinen, dass Gott im Fall des bußfertigen Gottlosen, seine früheren Sünden nicht berücksichtigt und sie ungestraft lässt, und im Fall des untreuen Gerechten seine früheren guten Taten nicht berücksichtigt und sie nicht belohnt. Sie urteilen, dass Er somit willkürlich handelt und das Recht nicht richtig anwendet.

Sicherlich zeigt dies eine beispiellose Anmaßung seitens des Volkes. Empört fordert Gott sie auf, genau zuzuhören. Wie können sie es wagen, das zu sagen! Sie sollten auf ihre eigenen Wege schauen, wie sie voller Ungerechtigkeit sind. Es ist ein sehr schlechter Charakterzug des Menschen, Gott ungerecht zu nennen, um seine eigene Ungerechtigkeit zu rechtfertigen.

Der HERR fasst noch einmal zusammen, was mit dem Gerechten geschieht, der anfängt, Unrecht zu tun (Hes 18,26), und mit dem Bösen, der bereut (Hes 18,27; 28). Gott handelt nach dem Prinzip, dass Er jeden Menschen für sein eigenes Handeln zur Rechenschaft zieht. Damit beweist Er, dass Er den Menschen als voll verantwortliche Person ansieht, der erntet, was er sät (Gal 6,7).

Übrigens geht es bei dem, was Hesekiel hier darstellt, um das natürliche Leben und den Tod auf der Erde – es ist wichtig, dies im Hinterkopf zu behalten, wenn man die Bedeutung dieses Kapitels betrachtet – nicht um das ewige Leben oder den ewigen Tod. Im Alten Testament hängt die Errettung für die Ewigkeit vom lebendigen Glauben an Gott und den Messias ab. Ein Mensch, der böse ist, kann nicht gerettet werden, indem er gute Werke tut. Er muss Buße tun und kann dann gute Werke tun.

Im anderen Fall, wenn jemand gerechte Taten tut (siehe die Zusammenfassung in den Hes 18,5-9), wird ein solcher Mensch auch nicht durch das Halten des Gesetzes gerettet. Solange er das Gesetz hält, verlängert er sein Leben auf der Erde. Ein Mensch wird nur durch den Glauben und nicht durch Werke für die Ewigkeit gerettet (Eph 2,8; 9). Wenn jemand sich in aufrichtiger Reue über seine Sünden zu Gott gewandt und neues Leben empfangen hat, kann er nicht verloren gehen (Röm 8,1; 35-39; Joh 10,28; 29).

Wieder einmal – und das beweist ihre Sturheit – beschuldigt Israel den Herrn (Adonai), seinen Weg nicht richtig zu machen (Hes 18,29). Als Antwort ruft Gott Israel auf, noch einmal darüber nachzudenken. Ist es wirklich so, dass seine Wege nicht recht sind? Oder ist es vielmehr so, dass ihre eigenen Wege nicht recht sind? Dieser grobe Vorwurf, der ihre völlige Verblendung beweist, ist der Grund für sein Gericht (Hes 18,30). Ein jeder wird gerecht gerichtet werden nach seinen Wegen. Und dann wieder die große Barmherzigkeit Gottes: Er ruft sie auch jetzt noch auf, zu Ihm zurückzukehren und alle ihre Übertretungen zu bereuen. Wenn sie das tun, wird es ihnen nicht ein Anstoß zur Schuld werden.

Doch sollen sie alle ihre Übertretungen von sich werfen und anfangen, aus einem neuen Herzen und einem neuen Geist zu handeln (Hes 18,31). Das setzt ein Wirken Gottes in ihrem Inneren voraus, wird hier aber als Verantwortung des Menschen dargestellt. Der Mensch muss den Wunsch zeigen, ein Leben nach dem Willen Gottes zu beginnen. Das bedeutet zunächst den Bruch mit der Sünde, das heißt: er bekennt sie, kehrt zu Gott um und erhält neues Leben. Warum sollten sie sterben?

Der letzte Vers ist die Wiederholung der eindrücklichen Erklärung des Herrn, HERRN, dass Er kein Gefallen am Tod des Sterbenden hat (Hes 18,32). Deshalb ertönt zum Schluss noch einmal der Aufruf „so kehrt um“ mit der wunderbaren Verheißung „und lebt!“ Gott „will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis [der] Wahrheit kommen“ (1Tim 2,4). Er ist wirklich „ein Gott der Vergebung, gnädig und barmherzig, langsam zum Zorn und groß an Güte“ (Neh 9,17b).

Verse 21-32

Verantwortlichkeit und Umkehr


Gott bietet dem Menschen immer die Möglichkeit zur Umkehr (Hes 18,21), ja, Er befiehlt es sogar (Apg 17,30). Ein ungerechter Mensch kann jederzeit ein gerechter Mensch werden. Wahre Reue zeigt sich darin, dass man Gottes Willen tut. Wer umkehrt und seinen Willen tut, „so soll er gewiss leben, er soll nicht sterben“. So groß ist die Gnade Gottes gegenüber einem reuigen Sünder. Seine Gnade ist so groß, dass Er nicht einmal mehr alle begangenen Übertretungen des bekehrten Sünders gedenkt (Hes 18,22).

Die Vergebung Gottes ist vollständig. Der bekehrte Gottlose soll leben „wegen seiner Gerechtigkeit, die er geübt hat“. Leben aufgrund seiner Gerechtigkeit bedeutet nicht, dass er das Leben durch sein gerechtes Leben verdient. Der Startpunkt ist seine Bekehrung. Das ist seine erste gerechte Tat. Als nächstes bringt das neue Leben, das Gott gibt, gerechte Taten hervor.

Die Gelegenheit, die Gott den Gottlosen zur Umkehr gibt, hat mit der gütigen Gesinnung Gottes zu tun. Er hat wahrlich kein Gefallen am Tod des Gottlosen (Hes 18,23). Er liebt es nicht, Menschen zu richten (vgl. 2Pet 3,9b). Wenn ein gottloser Mensch von seinen gottlosen Wegen umkehrt und lebt, ist das eine Freude für sein Herz. Erst dieses Leben in Gemeinschaft mit Ihm ist wahres Leben. Das Leben ist nur dann Leben, wenn es aus und mit Ihm gelebt wird.

Auch das Gegenteil kann der Fall sein. Es kann passieren, dass ein gerechter Mensch sich vom Tun der Gerechtigkeit abwendet und anfängt, böse zu handeln (Hes 18,24). Gott wird eine solche Person nicht am Leben lassen. Dieser Gerechte mag noch so viele gerechte Taten getan haben, aber sie werden ihm nicht helfen, das Gericht für auch nur eine Untat zu vermeiden. Das Gericht wird über ihn kommen und alle seine gerechten Taten werden nichtig sein, Gott denkt nicht mehr daran. Das Gericht wird über ihn kommen, weil er dem HERRN untreu geworden ist und wegen der Sünde, die er begangen hat.

Das Volk wagt es, den Herrn (Adonai) der Ungerechtigkeit zu beschuldigen, dass Er nicht richtig handelt. Sie beschuldigen Ihn, verschlungene Wege zu gehen, wankelmütig in seiner Politik zu sein (Hes 18,25). Sie meinen, dass Gott im Fall des bußfertigen Gottlosen, seine früheren Sünden nicht berücksichtigt und sie ungestraft lässt, und im Fall des untreuen Gerechten seine früheren guten Taten nicht berücksichtigt und sie nicht belohnt. Sie urteilen, dass Er somit willkürlich handelt und das Recht nicht richtig anwendet.

Sicherlich zeigt dies eine beispiellose Anmaßung seitens des Volkes. Empört fordert Gott sie auf, genau zuzuhören. Wie können sie es wagen, das zu sagen! Sie sollten auf ihre eigenen Wege schauen, wie sie voller Ungerechtigkeit sind. Es ist ein sehr schlechter Charakterzug des Menschen, Gott ungerecht zu nennen, um seine eigene Ungerechtigkeit zu rechtfertigen.

Der HERR fasst noch einmal zusammen, was mit dem Gerechten geschieht, der anfängt, Unrecht zu tun (Hes 18,26), und mit dem Bösen, der bereut (Hes 18,27; 28). Gott handelt nach dem Prinzip, dass Er jeden Menschen für sein eigenes Handeln zur Rechenschaft zieht. Damit beweist Er, dass Er den Menschen als voll verantwortliche Person ansieht, der erntet, was er sät (Gal 6,7).

Übrigens geht es bei dem, was Hesekiel hier darstellt, um das natürliche Leben und den Tod auf der Erde – es ist wichtig, dies im Hinterkopf zu behalten, wenn man die Bedeutung dieses Kapitels betrachtet – nicht um das ewige Leben oder den ewigen Tod. Im Alten Testament hängt die Errettung für die Ewigkeit vom lebendigen Glauben an Gott und den Messias ab. Ein Mensch, der böse ist, kann nicht gerettet werden, indem er gute Werke tut. Er muss Buße tun und kann dann gute Werke tun.

Im anderen Fall, wenn jemand gerechte Taten tut (siehe die Zusammenfassung in den Hes 18,5-9), wird ein solcher Mensch auch nicht durch das Halten des Gesetzes gerettet. Solange er das Gesetz hält, verlängert er sein Leben auf der Erde. Ein Mensch wird nur durch den Glauben und nicht durch Werke für die Ewigkeit gerettet (Eph 2,8; 9). Wenn jemand sich in aufrichtiger Reue über seine Sünden zu Gott gewandt und neues Leben empfangen hat, kann er nicht verloren gehen (Röm 8,1; 35-39; Joh 10,28; 29).

Wieder einmal – und das beweist ihre Sturheit – beschuldigt Israel den Herrn (Adonai), seinen Weg nicht richtig zu machen (Hes 18,29). Als Antwort ruft Gott Israel auf, noch einmal darüber nachzudenken. Ist es wirklich so, dass seine Wege nicht recht sind? Oder ist es vielmehr so, dass ihre eigenen Wege nicht recht sind? Dieser grobe Vorwurf, der ihre völlige Verblendung beweist, ist der Grund für sein Gericht (Hes 18,30). Ein jeder wird gerecht gerichtet werden nach seinen Wegen. Und dann wieder die große Barmherzigkeit Gottes: Er ruft sie auch jetzt noch auf, zu Ihm zurückzukehren und alle ihre Übertretungen zu bereuen. Wenn sie das tun, wird es ihnen nicht ein Anstoß zur Schuld werden.

Doch sollen sie alle ihre Übertretungen von sich werfen und anfangen, aus einem neuen Herzen und einem neuen Geist zu handeln (Hes 18,31). Das setzt ein Wirken Gottes in ihrem Inneren voraus, wird hier aber als Verantwortung des Menschen dargestellt. Der Mensch muss den Wunsch zeigen, ein Leben nach dem Willen Gottes zu beginnen. Das bedeutet zunächst den Bruch mit der Sünde, das heißt: er bekennt sie, kehrt zu Gott um und erhält neues Leben. Warum sollten sie sterben?

Der letzte Vers ist die Wiederholung der eindrücklichen Erklärung des Herrn, HERRN, dass Er kein Gefallen am Tod des Sterbenden hat (Hes 18,32). Deshalb ertönt zum Schluss noch einmal der Aufruf „so kehrt um“ mit der wunderbaren Verheißung „und lebt!“ Gott „will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis [der] Wahrheit kommen“ (1Tim 2,4). Er ist wirklich „ein Gott der Vergebung, gnädig und barmherzig, langsam zum Zorn und groß an Güte“ (Neh 9,17b).

Bibliographical Information
de Koning, Ger. Commentaar op Ezekiel 18". "Kingcomments op de hele Bijbel". https://www.studylight.org/commentaries/ger/kng/ezekiel-18.html. 'Stichting Titus' / 'Stichting Uitgeverij Daniël', Zwolle, Nederland. 2021.
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