Lectionary Calendar
Monday, May 6th, 2024
the Sixth Week after Easter
Attention!
We are taking food to Ukrainians still living near the front lines. You can help by getting your church involved.
Click to donate today!

Bible Commentaries
Hebräer 8

Kingcomments auf der ganzen BibelKingcomments

Buscar…
Enter query below:
Additional Authors

Verse 1-5

Die Summe


Heb 8,1. Der Schreiber kann nun die „Summe“, oder den Hauptpunkt, alles Vorhergehenden feststellen. Als eine Art Höhepunkt fasst er für seine Leser zusammen, was er bisher dargelegt hat. In all den Belehrungen der vorhergehenden Kapitel steht die Person des Hohenpriesters im Mittelpunkt. Wieder spricht er von Christus als einem „solchen Hohenpriester“ (Heb 7,26). Das legt den Nachdruck in erster Linie auf Ihn als Person und dann auf seinen Dienst. Solch einer, der Sohn ist (Heb 7,28), und kein anderer ist Hoherpriester. Es ist jedoch nicht nur eine Betrachtung seiner Person aus der Entfernung. Sicher, Er ist weit über uns erhaben. Und doch ist Er uns sehr nahe, ja Er gehört uns, heißt es doch, dass wir Ihn „haben“. Du darfst seinen Dienst in Anspruch nehmen, Er steht dir zur Verfügung. Für den hebräischen Leser muss das eine enorme Ermutigung gewesen sind. Du musst dir wieder vorstellen, dass diese Gläubigen durch ihre ungläubigen Volksgenossen wegen ihres Glaubens verspottet wurden. Sie glaubten an einen unsichtbaren Messias und hielten an Verheißungen fest, wobei nichts darauf hindeutete, dass sie erfüllt werden würden.

Die ungläubigen Juden konnten dagegen auf ihren Tempel hinweisen, auf ihre Opfer, ihre Priester, ihren Hohenpriester, ihren feierlichen Dienst. Es schien, als hätten sie das Recht auf ihrer Seite. Alles war sichtbar, worauf sie hinwiesen, während die gläubigen Hebräer keinen Beweis für das liefern konnten, was sie im Glauben sahen und festhielten. So wie der Schreiber sich bisher immer bemüht hat, das Auge des Lesers nach oben, zum Himmel, zum Herrn Jesus zu richten, so tut er das auch hier. Er gibt den Gläubigen die Antwort, die sie nötig haben, um ihre ungläubigen Volksgenossen zum Schweigen zu bringen, und vielleicht noch mehr, um ihre eigenen aufkommenden Zweifel zum Schweigen zu bringen. Sie können nun zu ihren spottenden Volksgenossen (und zu sich selbst) sagen: Wir haben die Wirklichkeit, ihr habt die Schatten; wir haben Christus, ihr habt die Zeremonien; wir haben die Person, ihr das Abbild.

Sie konnten noch hinzufügen: „Unser Hoherpriester hat sich gesetzt, weil das eine Opfer, das Er darbrachte, vollkommen den heiligen Forderungen Gottes entsprach. Dieser Aspekt seines Dienstes, das Darbringen eines Opfers, ist abgeschlossen und braucht nicht wiederholt zu werden. Euer Hoherpriester ist dagegen immer beschäftigt, hat niemals Ruhe, weil sein Dienst niemals zur Vollkommenheit führt und er selbst auch immer wieder versagt. Und wo verrichtet euer Hoherpriester seinen Dienst? In einem Tempel auf der Erde, der also auch zeitlich begrenzt ist. Dazu darf er nur einmal im Jahr in das Allerheiligste kommen. Er muss dann von Räucherwerk umgeben sein, und er muss Blut bei sich haben.“ – Wenn der Hohepriester diesen Dienst getan hatte, kam er wieder nach draußen. Er musste dieses Ritual jedes Jahr wiederholen, weil sein Dienst unvollkommen war. Und wo hat unser Hoherpriester sich hingesetzt? Zur Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln. Er ist ein Hoherpriester, der mit dem Thron der Majestät verbunden ist.

Wie du weißt, hat „Thron“ mit Regierung zu tun. Er ist der König-Priester, Er regiert und segnet. Der Thron wird hier „Thron der Majestät“ genannt, und das weist auf beeindruckende Größe, Macht, Erhabenheit hin. Die Würde seiner Person und seines Dienstes entspricht vollkommen der Majestät – das ist Gott, der an Herrlichkeit und Größe alles unendlich weit überragt. Der Ort, wo Er wohnt, stimmt auch damit überein. Er ist in den Himmeln, und das weist auf seine erhabene Stellung hin.

Der Herr Jesus sitzt also. Aber das hat Bezug auf sein ein für alle Mal vollbrachtes Werk auf dem Kreuz. Das Opfer, das Er dort gebracht hat, nämlich sich selbst, ist vollkommen und braucht nie wiederholt zu werden. In den folgenden Kapiteln wird der Schreiber ausführlich auf dieses gewaltige Opfer eingehen.

Heb 8,2. Der Herr Jesus ist jedoch auch ein „Diener des Heiligtums“, das heißt, dass Er in einer anderen Hinsicht nicht sitzt, sondern im Himmel einen Dienst für andere verrichtet. Das Heiligtum ist „die wahrhaftige Hütte“, die wahre Sphäre des Dienstes. Das Heiligtum in der Wüste, das irdische Zelt der Zusammenkunft, war kein wirkliches Heiligtum. Es fehlte nichts daran, aber es war nicht das „wahrhaftige“ Heiligtum.

So war auch Israel ein echter Weinstock, aber Christus war der wahre Weinstock. Israel hatte wegen Schwachheit und Sünde Gott nicht die Freude geben können, die Er suchte. Christus hat Ihm diese Freude wohl gegeben. Die wahrhaftige Hütte war auch kein Werk von Menschenhänden. Die irdische Hütte dagegen war, obwohl Gott sie verordnet hatte, von Menschenhänden erbaut. Das bedeutet, dass sie nicht ewig war, denn sie gehörte zu der vergänglichen Schöpfung. Mit der himmlischen und wahrhaftigen Hütte ist das anders. Die hat der Herr aufgerichtet, und darum vergeht sie nicht. Zugleich wird der Dienst dort durch einen vollkommenen Hohenpriester verrichtet.

Heb 8,3. Das bringt den Schreiber dazu, das Opfern von Gaben und Schlachtopfern näher zu erklären, denn zu einem Hohenpriester gehört ein Opfer. Nur aufgrund eines Opfers konnte er in das Heiligtum eintreten. Darum musste auch Christus etwas haben, was Er opfern konnte, sonst könnte Er keinen Dienst als Hoherpriester ausüben. Nun, Christus ist aufgrund seines eigenen Opfers ins Heiligtum hineingegangen. Die irdischen Hohenpriester kamen mit „Gaben und Schlachtopfern“, wie sie im Alten Testament vorgeschrieben waren. Christus hat sich selbst gegeben und geopfert. Er ist die Erfüllung aller alttestamentlichen Gaben und Schlachtopfer.

Heb 8,4. Er verrichtet seinen Dienst im Himmel zugunsten eines himmlischen Volkes. Auf der Erde konnte Er kein Priester sein, wie der Schreiber in Hebräer 7 zeigt (Heb 7,12-17). Wie sollten diese gläubigen Juden dann nach einem System zurückverlangen, wo Christus nicht einmal Priester sein konnte? Auf der Erde übten Priester nach der levitischen Ordnung ihren Dienst aus. Aber wenn in dieser Ordnung kein Platz für das Priestertum Christi ist und Er es nicht ausüben kann, dann kann das auch niemals der Platz für die sein, die zu Ihm gehören. Wenn Er dann auf der Erde kein Priester sein kann und dort seinen Dienst nicht ausüben kann, muss Er das irgendwo anders tun. Das tut Er dann auch, und zwar im wahrhaftigen Heiligen, also im Himmel.

Jedes irdische Priestertum – das sieht man vor allem im römischen Katholizismus – ist nicht nur eine Rückkehr zum Schatten des Alten Testaments, sondern vor allem eine praktische Leugnung des Priestertums Christi. Nur sein Priestertum hat Gültigkeit vor Gott. Jedes irdische Priestertum bedeutet zugleich, sich das Amt und den Dienst anzumaßen, die nur Christus gehören. Ein irdischer Priester maßt sich eine Stellung an zwischen Menschen und Gott, als ob er besser und höher wäre als die Menschen, die er meint vertreten zu müssen. Er meint auch, er vertrete Gott den Menschen gegenüber, als ob allein er die Gedanken Gottes kennen würde. Gott anerkennt ein solches Priestertum nicht.

Kürzlich las ich das Buch „Von Rom zu Christus“. Darin stehen Zeugnisse von ehemaligen Priestern, wie sie vom Irrtum des römischen Katholizismus frei wurden. Einer von ihnen berichtet, wie das Licht Gottes immer mehr in seine Seele zu scheinen begann. Dadurch entdeckte er, dass er vor Gott ein Fremder war, jemand, von dem Gott sagt: „Ich habe dich niemals gekannt, weiche von mir“ (Mt 7,23). Er führte vor Gott auf, was er alles für Ihn getan hatte: „Bin ich nicht dein Priester? Bin ich nicht ein Geistlicher? Schau Dir einmal alle die Opfer an, die ich gebracht habe: die vielen Jahre des Studiums, getrennt von meiner Familie und von zu Hause, die Gelübde der Armut, des Gehorsams und der Verzicht auf eine Ehe. Meinen ganzen Besitz, meinen Willen und sogar meinen Körper habe ich Dir geweiht, damit ich Dir besser dienen könnte! Und nun willst Du mir sagen, dass Du mich niemals gekannt hast? Denk doch einmal an all die Kinder, die ich getauft habe, die Beichten, die ich gehört habe, daran, wie viele betrübte, entmutigte Seelen ich getröstet habe, an die Kälte, Einsamkeit und Undankbarkeit, die ich erlebt habe.“ Trotz dieser Auflistung guter Taten klang weiterhin dasselbe Urteil in seinen Ohren: „Ich habe dich niemals gekannt.“ Ein irdischer Priesterdienst gibt keinen Frieden mit Gott, weder dem Priester noch denen, für die er als Priester handelt. Frieden mit Gott gibt nur der Glaube an Christus, der als vollkommener Priester sich selbst als das vollkommene Opfer gebracht hat. So fand auch dieser ehemalige Priester Frieden mit Gott.

Heb 8,5. Zu der Zeit, als der Brief geschrieben wurde, bestand der irdische Tempeldienst noch. Der Schreiber weist auf die hin, die einem „Abbild und Schatten der himmlischen Dinge“ dienen. Es ist tragisch, daran zu denken, dass in der Zeit noch so viele Priester mit einem Dienst beschäftigt waren, der nichts ausrichtete, weder für Gott noch für das Volk. Der Dienst auf der Erde war eine sichtbare, irdische Kopie (ein „Abbild“) des Dienstes, der im Himmel stattfindet. „Schatten“ fügt noch hinzu, dass der irdische Dienst nichts Wesentliches in sich selbst hatte, sondern nur auf die Wirklichkeit hindeutete. Wenn du einen Schatten siehst, siehst du nicht den Körper. Aber der Schatten weist doch auf den Körper dahinter hin.

Der Schreiber verdeutlicht diese Belehrung am Beispiel Moses, der von Gott Anweisungen bekam, wie er das Zelt machen musste. Als Mose bei Gott auf dem Berg war, zeigte Gott ihm das Modell der Stiftshütte. Genau so, wie er die Stiftshütte auf dem Berg gesehen hatte, musste er sie auf der Erde anfertigen. Er musste gut darauf achten, dass es so und nicht anders geschah. Die Stiftshütte auf der Erde war ein Abbild und ein Schatten dessen, was Mose auf dem Berg gesehen hatte. Christus dient jedoch nicht in einem Abbild oder Schatten auf der Erde, sondern Er tut Dienst in der wahrhaftigen Hütte. Er dient nicht in einer Kopie, sondern an einem besseren, höheren, vollkommeneren, himmlischen Ort. Warum solltest du dich verbunden wissen müssen mit Priestern, die in einem kopierten Heiligtum dienen, während du dich verbunden wissen darfst mit Christus in dem wahrhaftigen himmlischen Heiligtum?

Lies noch einmal Hebräer 8,1–5.

Frage oder Aufgabe: Was ist die Summe (der Hauptpunkt) des Briefes?

Verse 1-5

Die Summe


Heb 8,1. Der Schreiber kann nun die „Summe“, oder den Hauptpunkt, alles Vorhergehenden feststellen. Als eine Art Höhepunkt fasst er für seine Leser zusammen, was er bisher dargelegt hat. In all den Belehrungen der vorhergehenden Kapitel steht die Person des Hohenpriesters im Mittelpunkt. Wieder spricht er von Christus als einem „solchen Hohenpriester“ (Heb 7,26). Das legt den Nachdruck in erster Linie auf Ihn als Person und dann auf seinen Dienst. Solch einer, der Sohn ist (Heb 7,28), und kein anderer ist Hoherpriester. Es ist jedoch nicht nur eine Betrachtung seiner Person aus der Entfernung. Sicher, Er ist weit über uns erhaben. Und doch ist Er uns sehr nahe, ja Er gehört uns, heißt es doch, dass wir Ihn „haben“. Du darfst seinen Dienst in Anspruch nehmen, Er steht dir zur Verfügung. Für den hebräischen Leser muss das eine enorme Ermutigung gewesen sind. Du musst dir wieder vorstellen, dass diese Gläubigen durch ihre ungläubigen Volksgenossen wegen ihres Glaubens verspottet wurden. Sie glaubten an einen unsichtbaren Messias und hielten an Verheißungen fest, wobei nichts darauf hindeutete, dass sie erfüllt werden würden.

Die ungläubigen Juden konnten dagegen auf ihren Tempel hinweisen, auf ihre Opfer, ihre Priester, ihren Hohenpriester, ihren feierlichen Dienst. Es schien, als hätten sie das Recht auf ihrer Seite. Alles war sichtbar, worauf sie hinwiesen, während die gläubigen Hebräer keinen Beweis für das liefern konnten, was sie im Glauben sahen und festhielten. So wie der Schreiber sich bisher immer bemüht hat, das Auge des Lesers nach oben, zum Himmel, zum Herrn Jesus zu richten, so tut er das auch hier. Er gibt den Gläubigen die Antwort, die sie nötig haben, um ihre ungläubigen Volksgenossen zum Schweigen zu bringen, und vielleicht noch mehr, um ihre eigenen aufkommenden Zweifel zum Schweigen zu bringen. Sie können nun zu ihren spottenden Volksgenossen (und zu sich selbst) sagen: Wir haben die Wirklichkeit, ihr habt die Schatten; wir haben Christus, ihr habt die Zeremonien; wir haben die Person, ihr das Abbild.

Sie konnten noch hinzufügen: „Unser Hoherpriester hat sich gesetzt, weil das eine Opfer, das Er darbrachte, vollkommen den heiligen Forderungen Gottes entsprach. Dieser Aspekt seines Dienstes, das Darbringen eines Opfers, ist abgeschlossen und braucht nicht wiederholt zu werden. Euer Hoherpriester ist dagegen immer beschäftigt, hat niemals Ruhe, weil sein Dienst niemals zur Vollkommenheit führt und er selbst auch immer wieder versagt. Und wo verrichtet euer Hoherpriester seinen Dienst? In einem Tempel auf der Erde, der also auch zeitlich begrenzt ist. Dazu darf er nur einmal im Jahr in das Allerheiligste kommen. Er muss dann von Räucherwerk umgeben sein, und er muss Blut bei sich haben.“ – Wenn der Hohepriester diesen Dienst getan hatte, kam er wieder nach draußen. Er musste dieses Ritual jedes Jahr wiederholen, weil sein Dienst unvollkommen war. Und wo hat unser Hoherpriester sich hingesetzt? Zur Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln. Er ist ein Hoherpriester, der mit dem Thron der Majestät verbunden ist.

Wie du weißt, hat „Thron“ mit Regierung zu tun. Er ist der König-Priester, Er regiert und segnet. Der Thron wird hier „Thron der Majestät“ genannt, und das weist auf beeindruckende Größe, Macht, Erhabenheit hin. Die Würde seiner Person und seines Dienstes entspricht vollkommen der Majestät – das ist Gott, der an Herrlichkeit und Größe alles unendlich weit überragt. Der Ort, wo Er wohnt, stimmt auch damit überein. Er ist in den Himmeln, und das weist auf seine erhabene Stellung hin.

Der Herr Jesus sitzt also. Aber das hat Bezug auf sein ein für alle Mal vollbrachtes Werk auf dem Kreuz. Das Opfer, das Er dort gebracht hat, nämlich sich selbst, ist vollkommen und braucht nie wiederholt zu werden. In den folgenden Kapiteln wird der Schreiber ausführlich auf dieses gewaltige Opfer eingehen.

Heb 8,2. Der Herr Jesus ist jedoch auch ein „Diener des Heiligtums“, das heißt, dass Er in einer anderen Hinsicht nicht sitzt, sondern im Himmel einen Dienst für andere verrichtet. Das Heiligtum ist „die wahrhaftige Hütte“, die wahre Sphäre des Dienstes. Das Heiligtum in der Wüste, das irdische Zelt der Zusammenkunft, war kein wirkliches Heiligtum. Es fehlte nichts daran, aber es war nicht das „wahrhaftige“ Heiligtum.

So war auch Israel ein echter Weinstock, aber Christus war der wahre Weinstock. Israel hatte wegen Schwachheit und Sünde Gott nicht die Freude geben können, die Er suchte. Christus hat Ihm diese Freude wohl gegeben. Die wahrhaftige Hütte war auch kein Werk von Menschenhänden. Die irdische Hütte dagegen war, obwohl Gott sie verordnet hatte, von Menschenhänden erbaut. Das bedeutet, dass sie nicht ewig war, denn sie gehörte zu der vergänglichen Schöpfung. Mit der himmlischen und wahrhaftigen Hütte ist das anders. Die hat der Herr aufgerichtet, und darum vergeht sie nicht. Zugleich wird der Dienst dort durch einen vollkommenen Hohenpriester verrichtet.

Heb 8,3. Das bringt den Schreiber dazu, das Opfern von Gaben und Schlachtopfern näher zu erklären, denn zu einem Hohenpriester gehört ein Opfer. Nur aufgrund eines Opfers konnte er in das Heiligtum eintreten. Darum musste auch Christus etwas haben, was Er opfern konnte, sonst könnte Er keinen Dienst als Hoherpriester ausüben. Nun, Christus ist aufgrund seines eigenen Opfers ins Heiligtum hineingegangen. Die irdischen Hohenpriester kamen mit „Gaben und Schlachtopfern“, wie sie im Alten Testament vorgeschrieben waren. Christus hat sich selbst gegeben und geopfert. Er ist die Erfüllung aller alttestamentlichen Gaben und Schlachtopfer.

Heb 8,4. Er verrichtet seinen Dienst im Himmel zugunsten eines himmlischen Volkes. Auf der Erde konnte Er kein Priester sein, wie der Schreiber in Hebräer 7 zeigt (Heb 7,12-17). Wie sollten diese gläubigen Juden dann nach einem System zurückverlangen, wo Christus nicht einmal Priester sein konnte? Auf der Erde übten Priester nach der levitischen Ordnung ihren Dienst aus. Aber wenn in dieser Ordnung kein Platz für das Priestertum Christi ist und Er es nicht ausüben kann, dann kann das auch niemals der Platz für die sein, die zu Ihm gehören. Wenn Er dann auf der Erde kein Priester sein kann und dort seinen Dienst nicht ausüben kann, muss Er das irgendwo anders tun. Das tut Er dann auch, und zwar im wahrhaftigen Heiligen, also im Himmel.

Jedes irdische Priestertum – das sieht man vor allem im römischen Katholizismus – ist nicht nur eine Rückkehr zum Schatten des Alten Testaments, sondern vor allem eine praktische Leugnung des Priestertums Christi. Nur sein Priestertum hat Gültigkeit vor Gott. Jedes irdische Priestertum bedeutet zugleich, sich das Amt und den Dienst anzumaßen, die nur Christus gehören. Ein irdischer Priester maßt sich eine Stellung an zwischen Menschen und Gott, als ob er besser und höher wäre als die Menschen, die er meint vertreten zu müssen. Er meint auch, er vertrete Gott den Menschen gegenüber, als ob allein er die Gedanken Gottes kennen würde. Gott anerkennt ein solches Priestertum nicht.

Kürzlich las ich das Buch „Von Rom zu Christus“. Darin stehen Zeugnisse von ehemaligen Priestern, wie sie vom Irrtum des römischen Katholizismus frei wurden. Einer von ihnen berichtet, wie das Licht Gottes immer mehr in seine Seele zu scheinen begann. Dadurch entdeckte er, dass er vor Gott ein Fremder war, jemand, von dem Gott sagt: „Ich habe dich niemals gekannt, weiche von mir“ (Mt 7,23). Er führte vor Gott auf, was er alles für Ihn getan hatte: „Bin ich nicht dein Priester? Bin ich nicht ein Geistlicher? Schau Dir einmal alle die Opfer an, die ich gebracht habe: die vielen Jahre des Studiums, getrennt von meiner Familie und von zu Hause, die Gelübde der Armut, des Gehorsams und der Verzicht auf eine Ehe. Meinen ganzen Besitz, meinen Willen und sogar meinen Körper habe ich Dir geweiht, damit ich Dir besser dienen könnte! Und nun willst Du mir sagen, dass Du mich niemals gekannt hast? Denk doch einmal an all die Kinder, die ich getauft habe, die Beichten, die ich gehört habe, daran, wie viele betrübte, entmutigte Seelen ich getröstet habe, an die Kälte, Einsamkeit und Undankbarkeit, die ich erlebt habe.“ Trotz dieser Auflistung guter Taten klang weiterhin dasselbe Urteil in seinen Ohren: „Ich habe dich niemals gekannt.“ Ein irdischer Priesterdienst gibt keinen Frieden mit Gott, weder dem Priester noch denen, für die er als Priester handelt. Frieden mit Gott gibt nur der Glaube an Christus, der als vollkommener Priester sich selbst als das vollkommene Opfer gebracht hat. So fand auch dieser ehemalige Priester Frieden mit Gott.

Heb 8,5. Zu der Zeit, als der Brief geschrieben wurde, bestand der irdische Tempeldienst noch. Der Schreiber weist auf die hin, die einem „Abbild und Schatten der himmlischen Dinge“ dienen. Es ist tragisch, daran zu denken, dass in der Zeit noch so viele Priester mit einem Dienst beschäftigt waren, der nichts ausrichtete, weder für Gott noch für das Volk. Der Dienst auf der Erde war eine sichtbare, irdische Kopie (ein „Abbild“) des Dienstes, der im Himmel stattfindet. „Schatten“ fügt noch hinzu, dass der irdische Dienst nichts Wesentliches in sich selbst hatte, sondern nur auf die Wirklichkeit hindeutete. Wenn du einen Schatten siehst, siehst du nicht den Körper. Aber der Schatten weist doch auf den Körper dahinter hin.

Der Schreiber verdeutlicht diese Belehrung am Beispiel Moses, der von Gott Anweisungen bekam, wie er das Zelt machen musste. Als Mose bei Gott auf dem Berg war, zeigte Gott ihm das Modell der Stiftshütte. Genau so, wie er die Stiftshütte auf dem Berg gesehen hatte, musste er sie auf der Erde anfertigen. Er musste gut darauf achten, dass es so und nicht anders geschah. Die Stiftshütte auf der Erde war ein Abbild und ein Schatten dessen, was Mose auf dem Berg gesehen hatte. Christus dient jedoch nicht in einem Abbild oder Schatten auf der Erde, sondern Er tut Dienst in der wahrhaftigen Hütte. Er dient nicht in einer Kopie, sondern an einem besseren, höheren, vollkommeneren, himmlischen Ort. Warum solltest du dich verbunden wissen müssen mit Priestern, die in einem kopierten Heiligtum dienen, während du dich verbunden wissen darfst mit Christus in dem wahrhaftigen himmlischen Heiligtum?

Lies noch einmal Hebräer 8,1–5.

Frage oder Aufgabe: Was ist die Summe (der Hauptpunkt) des Briefes?

Verse 6-13

Der alte und der neue Bund


Heb 8,6. In diesem Abschnitt geht es um den besseren Bund, der auf bessere Verheißungen gegründet ist. Damit in Verbindung steht das hohepriesterliche Amt des Herrn Jesus. Sein Amt ist viel vortrefflicher als das des Hohenpriesters im alten Bund. Das fand auf der Erde statt und war zeitlich begrenzt, während das Amt des Herrn Jesus im Himmel ausgeübt wird und ewig ist. Sein Dienst als Hoherpriester ist der eines Mittlers. Ein Mittler ist jemand, der zwischen zwei Parteien vermittelt, die eine Übereinkunft getroffen oder einen Bund geschlossen haben.

Ein Bund ist ein Vertrag zwischen zwei Parteien. Jeder der Vertragspartner hat dabei Verpflichtungen. Die beiden Parteien sind Gott auf der einen Seite und sein Volk auf der anderen Seite. Dieser Bund geht von Gott aus. Er bestimmt die Verpflichtungen, sowohl die, denen Gott nachkommen muss, als auch die, denen sein Volk genügen muss. Seine eigenen Verpflichtungen nimmt Er freiwillig auf sich, während Er sie dem Menschen in Form von Geboten auferlegt. Gottes Gebote sind die Bedingungen, aufgrund deren der Mensch Umgang mit Ihm haben kann. Gehorchen sie den Geboten, dann erfüllt Gott seine Verheißungen.

Was ist nun aber mit „ein besserer Bund“ und mit „bessere Verheißungen“ gemeint? Wenn etwas besser ist, heißt das, dass es besser ist im Vergleich mit etwas anderem. Weiter liest du von einem „neuen Bund“ im Vergleich mit einem Bund, den Gott mit seinem Volk schloss, als es aus Ägypten zog. Der „bessere Bund“ ist besser als der alte Bund, den Gott mit seinem Volk am Sinai schloss. Dabei bestimmte Gott die Bedingungen, die das Volk erfüllen musste, um das zu empfangen, was Gott verheißen hatte. Diese Verheißung war Segen im Land der Verheißung. Aber das Volk erfüllte seine Verheißungen nicht, und darum konnte auch der verheißene Segen nicht kommen. Nun gibt es einen „besseren Bund“ mit „besseren Verheißungen“. Auch dieser bessere Bund kennt Verpflichtungen, die erfüllt werden müssen, und auch verheißene Segnungen, die der Gläubige bekommt, wenn er die Verpflichtungen erfüllt.

Und jetzt wird die Rolle des Mittlers deutlich: Er handelt im Interesse beider Parteien. Als Mittler hat der Herr Jesus alle Kennzeichen, die dem Wesen Gottes entsprechen. Er weiß also genau, welchen heiligen Forderungen Er genügen muss. Er besitzt auch die Natur derer, für die Er eintritt (natürlich mit Ausnahme der Sünde; Heb 4,15). Dadurch kann Er auch den Bedürfnissen des Menschen entsprechen. Unter dem neuen Bund sind alle heiligen Forderungen Gottes durch den Mittler erfüllt. Aufgrund dessen, wer der Mittler ist und was Er getan hat, kann Gott seinen Segen frei jedem geben, der mit dem Mittler verbunden ist. Der große Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Bund ist also, dass unter dem alten Bund der Segen vom Tun des Menschen abhing, während unter dem zweiten oder neuen Bund alles ausschließlich von Gott abhängt.

Heb 8,7. Die Notwendigkeit eines zweiten, neuen Bundes, bedeutete, dass der erste Bund nicht das gewünschte Resultat gebracht hatte. Der erste Bund war nicht „untadelig“. Das lag nicht an dem ersten Bund, dem Gesetz, sondern am Menschen. Der zweite Bund ist untadelig, weil er völlig außerhalb der Verantwortlichkeit des Menschen liegt. In dem neuen Bund war zu finden, wonach gesucht wurde, um den Menschen doch an Gottes Segen teilhaben zu lassen. Dieser Segen ist in dem und durch das Versöhnungswerk Christi zu finden.

Heb 8,8. Der HERR ließ diesen neuen Bund bereits durch Jeremia ankündigen (Jer 31,31-34). Seine Ankündigung war einerseits eine großartige Verheißung, aber andererseits ein Tadel für Israel: Denn wenn sie den Verpflichtungen des alten Bundes entsprochen hätten, hätten sie die Verheißung bekommen, und ein neuer Bund wäre nicht nötig gewesen.

Nun ist es sehr wichtig, dass dir klar wird, mit wem der alte Bund geschlossen wurde und mit wem der neue Bund geschlossen werden wird. Der alte Bund wurde mit Israel am Sinai geschlossen. Das wird aus Heb 8,9 deutlich. Nach Heb 8,8 wird auch der neue Bund ebenfalls mit Israel geschlossen, also nicht mit der Gemeinde, wie man schon einmal hört oder liest. Die Gemeinde genießt zwar alle Vorrechte, die zu dem neuen Bund gehören, weil seine Grundlage das Blut Christi ist. Aber sie genießt alle diese Vorrechte „im Geist“, auf eine geistliche Weise, nicht dem Buchstaben nach. Israel dagegen wird bald auf der Erde den Segen buchstäblich, stofflich genießen.

Formell wird der neue Bund im tausendjährigen Friedensreich mit Israel geschlossen werden. Dann wird das Haus Israel, die zehn Stämme, mit dem Haus Juda, den zwei Stämmen, wieder zu einem Volk vereinigt sein. Wenn du Jeremia 30–31 einmal durchliest, die Kapitel, aus denen der Schreiber hier zitiert, wirst du sehen, dass sie voll davon sind, die Rückkehr Israels ins Land zu beschreiben. Dort werden dann die Verheißungen Gottes erfüllt werden. In dem Zitat hier zeigt sich, wer das tun wird. Siebenmal liest du: „Ich werde …“ Das ist die entscheidende Garantie für die Erfüllung des neuen Bundes.

Heb 8,9. Das klingt ganz anders und ist auch anders als der alte Bund vom Sinai. Da sagte Israel dreimal, dass sie alles tun wollten, was der HERR geredet hatte (2Mo 19,8; 2Mo 24,3; 7). Doch noch bevor sie die Bedingungen Gottes im Gesetz in Händen hatten, hatten sie sie schon gebrochen, indem sie das goldene Kalb machten (2Mo 32,1-5).

Damals hat Gott „ihre Hand ergriffen“, denn sie konnten den Gehorsam, zu dem sie sich freiwillig verpflichtet hatten, nicht in die Tat umsetzen. Er führte sie durch die Wüste ins Land. Doch weil sie fortwährend seinen Bund brachen, konnte Gott sich nicht mehr um sie kümmern, um sie zu segnen. Er musste sie beiseite stellen. Aber das hat Er nicht für endgültig getan, denn Gott selbst kommt mit einem neuen Bund. Und dieser neue Bund ist „nicht nach“ (nicht übereinstimmend mit) dem alten Bund. Ein neuer Bund, der aber dem alten Bund entsprechen würde, würde dasselbe elende Ergebnis liefern. Dieser neue Bund ist anders, weil er nicht von der Verantwortlichkeit des Menschen abhängt, sondern von der Gnade Gottes. In dieser Gnade hat der Sohn Gottes durch sein Werk am Kreuz allen Bedingungen genügt.

Heb 8,10. Dieser neue Bund wird „nach jenen Tagen“ mit Israel geschlossen, das sind die Tage nach der Zerstreuung und der Drangsal Israels. „Nach jenen Tagen“ werden die Tage des Friedensreiches mit Freude und Gerechtigkeit unter dem Messias anbrechen. Sie werden diesen äußerlichen Segen genießen können, weil bei ihnen dann auch innerlich eine große Veränderung stattgefunden haben wird. Unter dem alten Bund war Israel das Gesetz als ein schweres Joch auferlegt worden, das sie nicht tragen konnten (Apg 15,10). Aber unter dem neuen Bund ist Israel innerlich gereinigt und versöhnt, und sie haben eine neue Natur empfangen, die danach verlangt, Gottes Willen zu tun.

Als Folge des Werkes Gottes wird das Gesetz in ihrem Sinn sein, das heißt, dass ihr ganzes Denken dadurch bestimmt wird. Gott wird auch bewirken, dass das Gesetz in ihrem Herzen sein wird, und das heißt, dass sie das Gesetz mit Liebe erfüllen und dass alle ihre Handlungen dadurch gekennzeichnet sind. Das Gesetz ist dann kein Joch mehr. Im Gegenteil, sie werden es im Herzen bewegen, wie das bei Christus der Fall war (Ps 40,9), und sie werden imstande sein, das Gesetz zu erfüllen. Sie werden gehorchen, nicht aus Angst vor Strafe, sondern aus Liebe zu Gott. Dann ist die Beziehung zwischen dem Volk und Gott wiederhergestellt. Gott ist der Gott seines Volkes, und sie sind sein Volk.

Heb 8,11. Der neue Bund, wo das Gesetz in ihrem Sinn und ihrem Herzen ist, wird allen Beziehungen im Volk seinen Stempel aufdrücken. Er wird im Friedensreich die Grundlage sowohl des gesellschaftlichen als auch des religiösen Lebens in Israel sein. Unter dem neuen Bund gibt es keine Mittelschicht von Gesetzeslehrern mehr, die ihren Volksgenossen das Gesetz vorhalten müssen, damit sie den HERRN erkennen, das heißt Ihn in alle Dinge ihres Lebens einbeziehen. Im Friedensreich ist das alles nicht mehr nötig. Jeder wird aus einer persönlichen Beziehung zu Gott heraus handeln und nicht mittels Zwischenpersonen. Jeder wird sich im gesellschaftlichen Umgang durch die Kenntnis, die er von Gott hat, und aus der Gemeinschaft mit Ihm heraus in seinem Handeln als „Mitbürger“ leiten lassen und nicht durch Egoismus. Jeder wird in seinem religiösen Leben mit anderen als „Brüdern“ verkehren, und zusammen werden sie Gott ehren entsprechend der Kenntnis, die jeder von Ihm hat, und aus der Gemeinschaft mit Ihm heraus. Einen eigenwilligen Gottesdienst gibt es nicht.

Heb 8,12. Unter diesen herrlichen Verhältnissen gibt es nichts mehr, was Gott und sein Volk trennt. Gott hat alle Sünden in die Tiefen des Meeres geworfen (Mich 7,19) und macht das nie rückgängig. Dass Er der Sünden nicht mehr gedenkt, bedeutet etwas anderes, als dass Er sie vergisst. Es bedeutet, dass Er diese Sünden niemals mehr beachtet, weil sie durch das Werk des Herrn Jesus weggetan sind. Das ist die Grundlage für sein gnädiges Handeln in naher Zukunft. Was für das Volk erst dann Wirklichkeit sein wird, darfst du jetzt schon erkennen: die Sicherheit der Vergebung deiner Sünden.

Heb 8,13. Nach dem ausführlichen und lehrreichen Zitat beschließt der Schreiber dieses Kapitel, indem er das wiederholt, was er vor diesem Zitat in Heb 8,7 bereits gesagt hat. Da sprach er über einen ersten und einen zweiten (Bund), hier geht es um einen neuen und einen alten (Bund). Wenn du über „einen neuen“ sprichst, erklärst du damit den vorigen für „alt“. Etwas, was alt ist, hat seine Zeit gehabt. Etwas, was veraltet ist, dem ist das auch anzusehen, es ist überaltert. So war es mit dem ersten Bund.

Es wird noch hinzugefügt, dass es „dem Verschwinden nahe“ ist. Das kann man wohl als Anspielung auf die Verwüstung Jerusalems verstehen, die zu der Zeit, als der Brief geschrieben wurde, nahe bevorstand. Diese Verwüstung geschah im Jahr 70, und dadurch wurde es unmöglich, noch etwas vom alten Bund aufrechtzuerhalten.

Lies noch einmal Hebräer 8,6–13.

Frage oder Aufgabe: Was sind die Unterschiede zwischen dem alten und dem neuen Bund?

Verse 6-13

Der alte und der neue Bund


Heb 8,6. In diesem Abschnitt geht es um den besseren Bund, der auf bessere Verheißungen gegründet ist. Damit in Verbindung steht das hohepriesterliche Amt des Herrn Jesus. Sein Amt ist viel vortrefflicher als das des Hohenpriesters im alten Bund. Das fand auf der Erde statt und war zeitlich begrenzt, während das Amt des Herrn Jesus im Himmel ausgeübt wird und ewig ist. Sein Dienst als Hoherpriester ist der eines Mittlers. Ein Mittler ist jemand, der zwischen zwei Parteien vermittelt, die eine Übereinkunft getroffen oder einen Bund geschlossen haben.

Ein Bund ist ein Vertrag zwischen zwei Parteien. Jeder der Vertragspartner hat dabei Verpflichtungen. Die beiden Parteien sind Gott auf der einen Seite und sein Volk auf der anderen Seite. Dieser Bund geht von Gott aus. Er bestimmt die Verpflichtungen, sowohl die, denen Gott nachkommen muss, als auch die, denen sein Volk genügen muss. Seine eigenen Verpflichtungen nimmt Er freiwillig auf sich, während Er sie dem Menschen in Form von Geboten auferlegt. Gottes Gebote sind die Bedingungen, aufgrund deren der Mensch Umgang mit Ihm haben kann. Gehorchen sie den Geboten, dann erfüllt Gott seine Verheißungen.

Was ist nun aber mit „ein besserer Bund“ und mit „bessere Verheißungen“ gemeint? Wenn etwas besser ist, heißt das, dass es besser ist im Vergleich mit etwas anderem. Weiter liest du von einem „neuen Bund“ im Vergleich mit einem Bund, den Gott mit seinem Volk schloss, als es aus Ägypten zog. Der „bessere Bund“ ist besser als der alte Bund, den Gott mit seinem Volk am Sinai schloss. Dabei bestimmte Gott die Bedingungen, die das Volk erfüllen musste, um das zu empfangen, was Gott verheißen hatte. Diese Verheißung war Segen im Land der Verheißung. Aber das Volk erfüllte seine Verheißungen nicht, und darum konnte auch der verheißene Segen nicht kommen. Nun gibt es einen „besseren Bund“ mit „besseren Verheißungen“. Auch dieser bessere Bund kennt Verpflichtungen, die erfüllt werden müssen, und auch verheißene Segnungen, die der Gläubige bekommt, wenn er die Verpflichtungen erfüllt.

Und jetzt wird die Rolle des Mittlers deutlich: Er handelt im Interesse beider Parteien. Als Mittler hat der Herr Jesus alle Kennzeichen, die dem Wesen Gottes entsprechen. Er weiß also genau, welchen heiligen Forderungen Er genügen muss. Er besitzt auch die Natur derer, für die Er eintritt (natürlich mit Ausnahme der Sünde; Heb 4,15). Dadurch kann Er auch den Bedürfnissen des Menschen entsprechen. Unter dem neuen Bund sind alle heiligen Forderungen Gottes durch den Mittler erfüllt. Aufgrund dessen, wer der Mittler ist und was Er getan hat, kann Gott seinen Segen frei jedem geben, der mit dem Mittler verbunden ist. Der große Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Bund ist also, dass unter dem alten Bund der Segen vom Tun des Menschen abhing, während unter dem zweiten oder neuen Bund alles ausschließlich von Gott abhängt.

Heb 8,7. Die Notwendigkeit eines zweiten, neuen Bundes, bedeutete, dass der erste Bund nicht das gewünschte Resultat gebracht hatte. Der erste Bund war nicht „untadelig“. Das lag nicht an dem ersten Bund, dem Gesetz, sondern am Menschen. Der zweite Bund ist untadelig, weil er völlig außerhalb der Verantwortlichkeit des Menschen liegt. In dem neuen Bund war zu finden, wonach gesucht wurde, um den Menschen doch an Gottes Segen teilhaben zu lassen. Dieser Segen ist in dem und durch das Versöhnungswerk Christi zu finden.

Heb 8,8. Der HERR ließ diesen neuen Bund bereits durch Jeremia ankündigen (Jer 31,31-34). Seine Ankündigung war einerseits eine großartige Verheißung, aber andererseits ein Tadel für Israel: Denn wenn sie den Verpflichtungen des alten Bundes entsprochen hätten, hätten sie die Verheißung bekommen, und ein neuer Bund wäre nicht nötig gewesen.

Nun ist es sehr wichtig, dass dir klar wird, mit wem der alte Bund geschlossen wurde und mit wem der neue Bund geschlossen werden wird. Der alte Bund wurde mit Israel am Sinai geschlossen. Das wird aus Heb 8,9 deutlich. Nach Heb 8,8 wird auch der neue Bund ebenfalls mit Israel geschlossen, also nicht mit der Gemeinde, wie man schon einmal hört oder liest. Die Gemeinde genießt zwar alle Vorrechte, die zu dem neuen Bund gehören, weil seine Grundlage das Blut Christi ist. Aber sie genießt alle diese Vorrechte „im Geist“, auf eine geistliche Weise, nicht dem Buchstaben nach. Israel dagegen wird bald auf der Erde den Segen buchstäblich, stofflich genießen.

Formell wird der neue Bund im tausendjährigen Friedensreich mit Israel geschlossen werden. Dann wird das Haus Israel, die zehn Stämme, mit dem Haus Juda, den zwei Stämmen, wieder zu einem Volk vereinigt sein. Wenn du Jeremia 30–31 einmal durchliest, die Kapitel, aus denen der Schreiber hier zitiert, wirst du sehen, dass sie voll davon sind, die Rückkehr Israels ins Land zu beschreiben. Dort werden dann die Verheißungen Gottes erfüllt werden. In dem Zitat hier zeigt sich, wer das tun wird. Siebenmal liest du: „Ich werde …“ Das ist die entscheidende Garantie für die Erfüllung des neuen Bundes.

Heb 8,9. Das klingt ganz anders und ist auch anders als der alte Bund vom Sinai. Da sagte Israel dreimal, dass sie alles tun wollten, was der HERR geredet hatte (2Mo 19,8; 2Mo 24,3; 7). Doch noch bevor sie die Bedingungen Gottes im Gesetz in Händen hatten, hatten sie sie schon gebrochen, indem sie das goldene Kalb machten (2Mo 32,1-5).

Damals hat Gott „ihre Hand ergriffen“, denn sie konnten den Gehorsam, zu dem sie sich freiwillig verpflichtet hatten, nicht in die Tat umsetzen. Er führte sie durch die Wüste ins Land. Doch weil sie fortwährend seinen Bund brachen, konnte Gott sich nicht mehr um sie kümmern, um sie zu segnen. Er musste sie beiseite stellen. Aber das hat Er nicht für endgültig getan, denn Gott selbst kommt mit einem neuen Bund. Und dieser neue Bund ist „nicht nach“ (nicht übereinstimmend mit) dem alten Bund. Ein neuer Bund, der aber dem alten Bund entsprechen würde, würde dasselbe elende Ergebnis liefern. Dieser neue Bund ist anders, weil er nicht von der Verantwortlichkeit des Menschen abhängt, sondern von der Gnade Gottes. In dieser Gnade hat der Sohn Gottes durch sein Werk am Kreuz allen Bedingungen genügt.

Heb 8,10. Dieser neue Bund wird „nach jenen Tagen“ mit Israel geschlossen, das sind die Tage nach der Zerstreuung und der Drangsal Israels. „Nach jenen Tagen“ werden die Tage des Friedensreiches mit Freude und Gerechtigkeit unter dem Messias anbrechen. Sie werden diesen äußerlichen Segen genießen können, weil bei ihnen dann auch innerlich eine große Veränderung stattgefunden haben wird. Unter dem alten Bund war Israel das Gesetz als ein schweres Joch auferlegt worden, das sie nicht tragen konnten (Apg 15,10). Aber unter dem neuen Bund ist Israel innerlich gereinigt und versöhnt, und sie haben eine neue Natur empfangen, die danach verlangt, Gottes Willen zu tun.

Als Folge des Werkes Gottes wird das Gesetz in ihrem Sinn sein, das heißt, dass ihr ganzes Denken dadurch bestimmt wird. Gott wird auch bewirken, dass das Gesetz in ihrem Herzen sein wird, und das heißt, dass sie das Gesetz mit Liebe erfüllen und dass alle ihre Handlungen dadurch gekennzeichnet sind. Das Gesetz ist dann kein Joch mehr. Im Gegenteil, sie werden es im Herzen bewegen, wie das bei Christus der Fall war (Ps 40,9), und sie werden imstande sein, das Gesetz zu erfüllen. Sie werden gehorchen, nicht aus Angst vor Strafe, sondern aus Liebe zu Gott. Dann ist die Beziehung zwischen dem Volk und Gott wiederhergestellt. Gott ist der Gott seines Volkes, und sie sind sein Volk.

Heb 8,11. Der neue Bund, wo das Gesetz in ihrem Sinn und ihrem Herzen ist, wird allen Beziehungen im Volk seinen Stempel aufdrücken. Er wird im Friedensreich die Grundlage sowohl des gesellschaftlichen als auch des religiösen Lebens in Israel sein. Unter dem neuen Bund gibt es keine Mittelschicht von Gesetzeslehrern mehr, die ihren Volksgenossen das Gesetz vorhalten müssen, damit sie den HERRN erkennen, das heißt Ihn in alle Dinge ihres Lebens einbeziehen. Im Friedensreich ist das alles nicht mehr nötig. Jeder wird aus einer persönlichen Beziehung zu Gott heraus handeln und nicht mittels Zwischenpersonen. Jeder wird sich im gesellschaftlichen Umgang durch die Kenntnis, die er von Gott hat, und aus der Gemeinschaft mit Ihm heraus in seinem Handeln als „Mitbürger“ leiten lassen und nicht durch Egoismus. Jeder wird in seinem religiösen Leben mit anderen als „Brüdern“ verkehren, und zusammen werden sie Gott ehren entsprechend der Kenntnis, die jeder von Ihm hat, und aus der Gemeinschaft mit Ihm heraus. Einen eigenwilligen Gottesdienst gibt es nicht.

Heb 8,12. Unter diesen herrlichen Verhältnissen gibt es nichts mehr, was Gott und sein Volk trennt. Gott hat alle Sünden in die Tiefen des Meeres geworfen (Mich 7,19) und macht das nie rückgängig. Dass Er der Sünden nicht mehr gedenkt, bedeutet etwas anderes, als dass Er sie vergisst. Es bedeutet, dass Er diese Sünden niemals mehr beachtet, weil sie durch das Werk des Herrn Jesus weggetan sind. Das ist die Grundlage für sein gnädiges Handeln in naher Zukunft. Was für das Volk erst dann Wirklichkeit sein wird, darfst du jetzt schon erkennen: die Sicherheit der Vergebung deiner Sünden.

Heb 8,13. Nach dem ausführlichen und lehrreichen Zitat beschließt der Schreiber dieses Kapitel, indem er das wiederholt, was er vor diesem Zitat in Heb 8,7 bereits gesagt hat. Da sprach er über einen ersten und einen zweiten (Bund), hier geht es um einen neuen und einen alten (Bund). Wenn du über „einen neuen“ sprichst, erklärst du damit den vorigen für „alt“. Etwas, was alt ist, hat seine Zeit gehabt. Etwas, was veraltet ist, dem ist das auch anzusehen, es ist überaltert. So war es mit dem ersten Bund.

Es wird noch hinzugefügt, dass es „dem Verschwinden nahe“ ist. Das kann man wohl als Anspielung auf die Verwüstung Jerusalems verstehen, die zu der Zeit, als der Brief geschrieben wurde, nahe bevorstand. Diese Verwüstung geschah im Jahr 70, und dadurch wurde es unmöglich, noch etwas vom alten Bund aufrechtzuerhalten.

Lies noch einmal Hebräer 8,6–13.

Frage oder Aufgabe: Was sind die Unterschiede zwischen dem alten und dem neuen Bund?

Bibliographical Information
de Koning, Ger. Commentaar op Hebrews 8". "Kingcomments op de hele Bijbel". https://www.studylight.org/commentaries/ger/kng/hebrews-8.html. 'Stichting Titus' / 'Stichting Uitgeverij Daniël', Zwolle, Nederland. 2021.
adsFree icon
Ads FreeProfile